Familiensprechstunde
Der Hintergrund
Chronisch kranke Kinder und Jugendliche haben gegenüber gesunden Gleichaltrigen ein mehr als doppelt so hohes Risiko, eine seelische Beeinträchtigung oder Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. Dies hängt von verschiedenen Wechselwirkungen ab: Unter anderem von der Art der Grunderkrankung, von der Persönlichkeit des Kindes, von den Reaktionen seiner Familie und sozialen Umwelt. Je nach Alter verarbeiten die Patienten ihre Krankheit ganz unterschiedlich. Insbesondere in der Pubertät sind häufig Probleme wie unkooperatives Verhalten zu beobachten. Eltern erleben nach der Diagnose oft seelische Krisen mit Gefühlen von Schock und Trauer und sind selbst hilfsbedürftig. Geschwister chronisch kranker Kinder leiden oftmals darunter, dass sie deutlich weniger Aufmerksamkeit erfahren. Je besser sich die Familienmitglieder an ihre besondere Situation anpassen können, umso eher wird das Ziel der Lebensbewältigung für die Patienten erreichbar.
Das Problem
Diesen Wechselwirkungen innerhalb der Familie wird in der Behandlung chronisch kranker Kinder häufig nicht genügend Rechnung getragen. Obwohl man weiß, dass psychosozial hoch belastete Familien weitergehende Unterstützung benötigen, ist die reguläre Zusammenarbeit von Kinderärzten mit dem Fachbereich der Kinder- und Jugendpsychosomatik/-psychiatrie bisher nicht etabliert. Dies hat nicht zuletzt auch zeitliche Gründe, denn die Abläufe in den Ambulanzen oder auf den Stationen sind in Krankenhäusern eng getaktet.
Die Hilfe
Mit dem Projekt „Familiensprechstunde“ soll am Heidelberger Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der familienorientierte Behandlungsansatz durch eine engere Kooperation von Kinderärzten und Kinder- und Jugendpsychiatern gefördert werden. Familien erhalten die Möglichkeit, sich im Rahmen eines familientherapeutischen Gespräches über den aktuellen Behandlungsstand zu informieren, aber auch ihre eigenen Vorstellungen, Krankheitsüberzeugungen sowie Ängste zu thematisieren. Dabei werden sowohl der psychische Entwicklungsstand und die Bedürfnisse des Kindes, als auch die Belastungen und Störungen auf Elternseite berücksichtigt. Die Familien werden darin begleitet, mögliche Probleme zu erkennen und gemeinsam Lösungen für ihre Situation zu entwickeln. Bei Bedarf und auf Wunsch werden sie in weitergehende Unterstützungsangebote vermittelt. In einer halbjährigen Pilotphase dieses Projekts konnte bei den oft verunsicherten und überforderten Familienmitgliedern eine deutliche Entlastung und Stärkung beobachtet werden. Außerdem erfolgte eine Entlastung der Ärzte sowie eine effektivere Behandlungsplanung durch die verbesserte Arzt-Kind-Eltern-Kommunikation. Ziel ist die Verbesserung der familiären Beziehungen und des Familienklimas sowie eine Erhöhung der Behandlungszufriedenheit.
Mit Ihrer Spende möchte die Stiftung COURAGE die Familiensprechstunde für ein weiteres Jahr ermöglichen und evaluieren lassen. Entsprechend unserer Stiftungsziele wollen wir die Notwendigkeit eines routinehaften Angebots belegen und eine zukünftige Finanzierung über das öffentliche Gesundheitswesen erreichen. Wir sind überzeugt davon, dass wir damit die Entwicklungsbedingungen chronisch kranker Kinder entscheidend verbessern helfen und psychischen Folgeerkrankungen entgegenwirken können.
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